Adventsgedanken Jes 35, 1:Die Steppe soll jubeln und blühen
(Jesaja 35, 1-2, 6a-7)
Gedanken
Saftiges Grün, leuchtendes Rot,
Gelb und Blau wie ausgestreut.
Eine Spur in der Lebensfarbe Rot,
ein Weg durch eine Landschaft aus der Höhe gesehen …Es bleibt dem Betrachter frei zu deuten,
was zu sehen ist auf dem Gemälde auf der Vorderseite.
Im Lesungstext (Jes 35, 1-2, 6a-7) malt der Prophet Jesaja mit Worten das Bild einer blühenden,
fruchtbaren Landschaft,
beschreibt auf diese Weise was geschieht,
wenn Gott kommt.
Alles verändert sich,
Leben bricht auf aus der Wüste und Ödnis.
Wo Gott auftaucht, da ist Leben,
denn Er ist Ursprung des Lebens.
Gott selbst ist das Leben.
Wie mögen die Menschen des Volkes Israel die Worte des Propheten Jesaja gehört haben angesichts ihrer Erfahrung von Exil und Diaspora? Viele waren verängstigt und ohne Hoffnung, konnten nicht mehr an Gottes machtvolle Anwesenheit glauben. Wie hören wir heute die Worte des Jesaja, die in unserer Zeit zu uns gesagt werden?
Wie sehr sehnen Menschen sich nach einer neuen, veränderten Welt angesichts der Ereignisse und Schrecklichkeiten, die uns Tag ein Tag aus den Medien ins Haus kommen? Wie groß ist die Sehnsucht nach einer Welt, in der Menschen ohne Angst und in Freiheit leben können? Sprechen die Geschehnisse in der Welt nicht eher von einer Abwesenheit Gottes? Von seiner Gleichgültigkeit, ja sogar von seiner Ohnmacht?
In alle diese Fragen damals und heute spricht Jesaja seine verheißungsvollen Worte. Nicht um zu vertrösten, sondern um die Hoffnung zu stärken oder neu zu entfachen, dass sich die Sehnsucht erfüllt durch das Wirken Gottes.
Jesaja will uns sagen, dass mit Gott zu rechnen ist.
Immer noch zu rechnen ist.
Nachdenkliches
Hoffnung und Sehnsucht sind miteinander verwandt. Beide suchen Erfüllung.
Im Licht des Adventskranzes schaue ich mit Jesaja meine Hoffnung und meine Sehnsucht an. Ich spreche sie aus.
Dann lasse ich mich von Jesaja ansprechen und mir ganz persönlich zusagen: Deine Wüsten sollen blühen, prächtig wie eine Lilie. Quellen brechen hervor in den Steppen deines Lebens. Du wirst die Herrlichkeit des Herrn erkennen und dich freuen.
Mit Jesaja bitte ich den Herrn, dass Er meine Sehnsucht und meine Hoffnung stärkt, dass er mir hilft, seine Herrlichkeit zu sehen, seine Wirklichkeit in meinem Leben zu erkennen.
Gebetsvorschlag (für die Entschleunigung, nicht nur im Advent)
Mein Herr und Gott,
ich werde immer atemloser.
Ich leide unter Zeitdruck.
Meine Seele läuft meinen eiligen Schritten
und der rasenden Zeit hinterher.
Zu viele Tage vergehen ohne Unterbrechungen,
ohne Fluchtpunkte, ohne Oasen der Ruhe.
Gott, hilf mir, mein Leben zu entschleunigen.
Gib mir die Kraft, langsam zu denken,
langsam zu gehen, langsam zu sehen und zu hören.
Damit meine Gebete langsam laufen,
mein Atem sich beruhigt
und ich mich häufiger in meiner Zeit treiben lasse.
Gib mir Zeit, das Gute in meinem Leben zu entdecken
und mich daran zu freuen.
Lass mich sitzen, wenn ich sitzen will,
stehen, wenn ich stehen will,
träumen, wenn ich träumen will,
abschalten, wenn ich mich einholen will.
Schenke mir Langsamkeit,
denn mit dir wächst alles Wichtige
in meinem Leben langsam,
ohne Eile und ohne Druck.
Helge Adolphsen, Minutengebete, Kreuz Verlag Stuttgart, 2000